Fußgedicht
Du stehst und fällst mit deinen Füßen,
die dich täglich tragen müssen.
Erleichtere dir deine Wege
durch eine wohlbedachte Pflege!
Vor allem erst ´mal sorge du
für ein paar nicht zu enge Schuh!
Es ist ein Jammer zu erblicken,
wie sich die krummen Zehen drücken
in viel zu engen Modespitzen,
die an dem Fuß nicht richtig sitzen.
Nur Hühneraugen bilden sich
und schmerzen daher fürchterlich.
Auch Stöckelschuhe sind verkehrt,
das Fußgewölbe sich beschwert,
doch von Natur aus in der Mitte,
jetzt aber herrscht die schlechte Sitte,
dass durch den hohen Absatz fast
die Zehen tragen alle Last!
Kommst du des abends spät nach Haus,
so zieh´ die Schuh´ und Strümpfe aus!
Wasch´ deine Füße, streck´ die Zehen,
lass sie zuweilen barfuss gehen!
Du sollst es, das ist nicht zum Lachen,
so wie die Indianer machen:
die stellen, wenn sie viel gerannt,
die Füße hoch an eine Wand.
Du kannst auch auf den Händen laufen,
dass deine Füße sich verschnaufen.
Kurzum, verachte nicht den Fuß,
wo du ihn pflegen kannst, da tu´s!
W. Jordan (1903-1983)